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ARTE zeigt eine Inszenierung des französischen Regisseurs André Wilms aus dem Schauspiel Frankfurt.
REGIE: Peter Schönhofer
DARSTELLER: Bert Tischendorf (Jakob), Bruno Thalhäuser (Smith, Pastor Kimball), Chris Pichler (Lucy), Florian Stamm (Ede), Joachim Nimtz (Jonathan Peachum), Jonas Maiwald (Moritatensänger), Karin Neuhäuser (Celia Peachum), Max Landgrebe (Robert Filch), Michael Lucke (Brown), Sascha Icks (Polly Peachum), Sebastian Schindegger (Matthias), Wolfram Koch (Mackie Messer), Yvon Jansen (Spelunken Jenny)
DIRIGENT: Nacho de Paz
INSZENIERUNG: André Wilms
ORCHESTER: Ensemble Modern
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In André Wilms Inszenierung am Schauspiel Frankfurt singt und spielt das Ensemble Modern die “Dreigroschenoper” ohne moralinsauren Beigeschmack. Die Moritat von der Gaunerwelt als Vexierspiel der heutigen Welt kommt dabei so unangestrengt über die Bühne, als sei sie brandneu.
“Selig sind die Armen im Geiste – Wo bleibt das Himmelreich?”, heißt einer ihrer berühmten Sätze. In seinem 1928 in Berlin uraufgeführten Werk kritisiert Brecht mit Satire und Spott die bürgerlich-kapitalistischen Werteordnung.
Die 1928 uraufgeführte “Dreigroschenoper” wurde zum größten Theatererfolg der 20er Jahre. Bertolt Brechts Stück, in dem neben einem korrupten Polizeichef, Bettler, Huren und Räuber auftreten, stellt die dunkle Seite der großstädtischen Welt dar. Trotz ihrer Ansiedlung im viktorianischen England kritisiert die “Dreigroschenoper” mit Satire und Spott die bürgerlich-kapitalistische Welt. Und die Musik Kurt Weills, vor allem die Balladen “Lied der Seeräuber-Jenny ” oder die “Moritat von Mackie Messer”, sind zu berühmten Liedern geworden, die sofort mit der “Dreigroschenoper” assoziiert werden.
André Wilms ist Theater- und Filmschauspieler sowie Regisseur und lebt in Paris. Von Bertolt Brecht inszenierte er bereits “Die Kleinbürgerhochzeit” am Cuvilliéstheater in München und gab als Schauspieler unter der Regie von André Engel den Baal. Er inszenierte für Theater- und Opernhäuser sowie Festivals in Paris, München, Strasbourg und Montpellier. Am Schauspiel Frankfurt waren folgende Produktionen von ihm zu sehen: “Sommernachtstraum”, von Jens Groß nach William Shakespeare und August Wilhelm Schlegel (2004), “Die Zofen” von Jean Genet (2004), “Jojo, der Zirkusjunge, der kein Clown werden wollte” von Leigh Sauerwein, Pascal Dusapin (Musik, 2003), “Die Logik des Zerfalls”, Samuel Beckett-Event (2003), “Katzen haben sieben Leben” von Jenny Erpenbeck (2002) sowie “La vie de Bohème” nach dem gleichnamigen Film von Aki Kaurismäki und dem Roman von Henri Murger (2001).
“Nacho Paz, der das Ensemble Modern im Orchestergraben leitet, und Dietmar Wiesener haben ein Klangbild hergestellt, das den Nebenstimmen- und Randereignis-Reichtum von Weills Musik hörbar macht und die Eingängigkeit der Melodik als immer wieder erstaunlichen Gegenpol dazu. So wird die Dreigroschenoper zu einem echten Singspiel, und das Vergnügen des Publikums an der Inszenierung ist zu einem beträchtlichen Teil das Vergnügen, das man beim Hören hinreißend gut gebauter, vielschichtig intelligenter Lieder hat, die die Hauptverantwortung dafür tragen, dass Brecht/Weills ‘Dreigroschenoper’ mit ihrem unverschämten, eleganten Wahnwitz und ohne Anschein eines fertigen, reifen Werkes erwecken zu können, eines der Stücke ist, die vom 20. Jahrhundert geblieben sind.”
(Hans Jürgen Linke, in: Frankfurter Rundschau, 22. Januar 2007)